Jahreshauptübung der Feuerwehr Neustadt

Am frühen Samstagnachmittag (20.05.2023) Aufregung im Ortsteil Haardt. Etliche Feuerwehreinsatzfahrzeuge eilten mit Sonderrechten ins Meisental. Die Anwohner fürchten aufgrund der Rauchentwicklung schon einen Waldbrand im Bereich des Weinbietes. Sofort kamen die Erinnerungen vom Waldbrand am Hambacher Schloss im Jahr 2022 auf.

Hier konnte Entwarnung gegeben werden. Denn wie bereits in den lokalen Nachrichten angekündet wurde, fand dort die diesjährige Jahreshauptübung der Feuerwehr Neustadt, mit dem Schwerpunkt „Waldbrand“ statt.

Gegen 12:54 Uhr ließ Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Stefan Klein, über die Feuerwehreinsatzzentrale die Stadtmitte 2 (Löschzug 2 und 3) mit dem Einsatzstichwort „Flächenbrand groß im Bereich Haardter Sportplatz“ alarmieren.

Auf der Anfahrt der Einsatzkräfte zur Einsatzstelle war eine leichte Rauchentwicklung, aktiviert durch Rauchgranaten, sichtbar. Am Haardter Sportplatz war das Szenario für die ersteingetroffene Führungskraft sichtbar. Mit Flatterband war ein Areal von rund 11 Hektar abgesperrt, in dem sich das Bodenfeuer fortbewegte. Für den Einsatzleiter war klar, dass dies ein größeres Ereignis wird und weitere Kräfte benötigt werden. Ebenso muss im rückwärtigen Raum eine Führungsstruktur aufgebaut werden. Als erste Maßnahme ließ der Einsatzleiter die Facheinheit Information und Kommunikation (IuK) sowie den Versorgungszug alarmieren.

Da der angenommene Südwest Wind das Feuerwehr Richtung Rettungspunkt „Bergstein“ trieb, kamen unverzüglich die Kradmelder zum Einsatz. Diese sollten das Brandgebiet kontrollieren und die bereits erfolgte Ausbreitung in Augenschein nehmen. Um genügend Mannpower vor Ort zu haben, kam der Vollalarm für die Gesamtwehr der Feuerwehr Neustadt. Diese fuhren erstmal alle den Bereitstellungsraum in der Probstgasse an.

Um den Einsatz koordiniert ablaufen zu lassen, ließ der Einsatzleiter vier Einsatzabschnitte mit den jeweiligen Abschnittsleitern bilden. Der erste Abschnitt übernahm die Brandbekämpfung vom Haardter Sportplatz aus. Hier galt es ein Überspringen des Feuers auf die Waldgaststätte sowie eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Der zweite Abschnitt stellte die Wasserversorgung sicher. Im dritten Abschnitt bekämpfte man den Brand vom Bergstein aus. Die Einsatzleitung war der vierte Abschnitt über den Einsatzleitwagen 2 vom Parkplatz am Haardter Winzer. Schnell war klar, dass die Wasserversorgung am Ludwigsbrunnen knapp wird. Da aufgrund der örtlichen Gegebenheiten die Unterflurhydranten im Meisental nicht angezapft werden konnten, musste eine rund 800 Meter lange Versorgungsleitung vom Haardter Winzer bis zur Abzweigung Ludwigsbrunnen im oberen Meisental per Handverlegung hergestellt und drei Verstärkerpumpen eingebaut werden. Diese Aufgabe übernahm der Ausrückbereich Neustadt-Nord (Löschzug Mußbach, Löschgruppe Gimmeldingen und Königsbach). Ab der Abzweigung Ludwigsbrunnen kam der Schlauchwagen (SW 2000) zum Einsatz. Die Versorgungsleitung wurde übernommen und weitere 450 Meter Schlauch zum Übergabepunkt am Ludwigsbrunnen verlegt.

Da angenommen war, dass das Feuer Richtung „Bergstein“ läuft, übernahmen der Löschzug Lachen-Speyerdorf und der Löschzug Süd die Brandbekämpfung. Die dortigen Kräfte wurden von freien Kräften der Löschgruppen Geinsheim und Duttweiler unterstützt. Um für den Einsatzabschnitt „Bergstein“ eine sichere Wasserversorgung zu haben, gab es auf dem Wanderparkplatz im oberen Meisental eine Löschwasserübergabestation. Bei dieser Maßnahme unterstützte die Berufsfeuerwehr Ludwigshafen mit einem Tankauflieger mit 20.000 Liter Löschwasser sowie die Freiwillige Feuerwehr Ruchheim mit einem Löschfahrzeug. Sie nutzten den Tankauflieger als Wasserpuffer und richteten hier eine Übergabestelle für die Tanklöschfahrzeuge ein, welche im Pendelverkehr die Löschmannschaften am Bergstein versorgten. Den Tankauflieger der Ludwigshafener Kollegen versorgte ein Lohnunternehmer mit zwei von Traktoren gezogenen Vakuumfässern mit jeweils 18.000 und 16.000 Liter Löschwasser. Diese transportierten das Wasser von der Probstgasse ins Meisental. Der Lohnunternehmer ist, mit weiteren Landwirten in die Löschwasserversorgungskomponente der Feuerwehr Neustadt mit eingebunden.

In die Waldbrandübung war auch die Abschnittsleitung Gesundheit und die Schnelleinsatzgruppe des Roten Kreuzes, Stadtverband Neustadt mit eingebunden. Denn es war ein weiterer Schwerpunkt der Übung, dass sich in dem Brandbereich eventuell eine Schulklasse auf Ausflug befinden würde. Hier galt es die Übergabestelle, Versorgung und Transport zu planen und organisieren. Um trotzdem den Adrenalinspiegel ansteigen zu lassen, war ein Unfall mit einem Feuerwehrkamerad am Bergstein simuliert worden. Hier galt es die Person mit freien Kräften und Schleifkorbtrage aus dem Wald zur Übergabestelle am Wanderparkplatz zu bringen.

An der kompletten Übung nahm der oberste Dienstherr der Feuerwehr Neustadt, Oberbürgermeister Marc Weigel teil und machte sich ein Bild von der Einsatzfähigkeit der Feuerwehr. Mit den Ludwigshafener Kollegen kam auch Branddirektor Stefan Bruck und machte sich ein Bild über die Übung.

In der Abschlussbesprechung von den Brand- und Katastrophenschutzinspekteuren sowie des Oberbürgermeisters zeigte sich, dass aus dem Waldbrandeinsatz am Hambacher Schloss im Jahr 2022 viele Erkenntnisse schon umgesetzt wurden, aber es an manchen Stellschrauben noch ein wenig klemmt. Unter anderem wurde festgestellt, dass Verbesserungen an der Kommunikation der Führungskräfte sowie am Sammelpunkt für eintreffende Kräfte nötig sind. Es wird im Nachgang der Übung auch geprüft, ob es nicht Sinn macht, die Technische Einsatzleitung mit einzubinden.

Übungen sind dazu da, Defizite zu erkennen, diese abzustellen oder zu verändern, dass im Ernstfall alle Rädchen geschmeidig ineinanderlaufen.

Das Resümee von allen Beobachtern der Übung war, dass sich die Neustadter Bevölkerung auf ihre Feuerwehr in jeder Einsatzlage verlassen kann.

Während der vierstündigen Übung stand ein kompletter Löschzug aus der Innenstadt in Bereitschaft, um einlaufende Realeinsätze abzuarbeiten.

Gesamteinsatzleiter der Waldbrandübung war der stellv. Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Ralf Stuhlberg. Mit den Abschnittsleitern Patrick Seebacher, Andre Luipold, Christoph Schwarztrauber, Roger Klohr und Christian Isler.

Bei der Übung nahmen 130 Einsatzkräfte mit insgesamt 36 Einsatzfahrzeugen teil.

Zum Abschluss gab es auf dem Kerweplatz Haardt eine kleine Stärkung und Erfrischung für die Teilnehmer und nochmal einen besonderen Dank des Oberbürgermeisters.

Bei der Übung testeten Kameraden des Löschzuges Süd zwei, von einem Autohaus zur Verfügung gestellte Quads. Sie sollen für Erkundungs- und Unterstützungsfahrten für den Rettungsdienst im Waldgebiet eingesetzt werden.