Jahreshauptübung der Freiwilligen Feuerwehr Neustadt an der Weinstraße 2021

Am vergangenen Samstag, den 28.08.2021, konnte die Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Neustadt an der Weinstraße erstmals seit 2019 wieder im Rahmen einer gemeinsamen Übung aller Einsatzkräfte stattfinden.

Knapp eine halbe Stunde vor dem Start der Jahreshauptübung musste der Ausrückebereich Neustadt Nord (Löschgruppe Gimmeldingen, Löschgruppe Königsbach, Löschzug Mußbach) gemeinsam mit der Höhensicherungsgruppe und dem Kleinalarm der Stadtmitte zu einem Hilfeleistungseinsatz in das Gimmeldinger Tal ausrücken. Der Einsatz stellte sich vor Ort nicht so dramatisch dar, so dass kurz nach 13:00 Uhr am Samstagnachmittag die Jahreshauptübung für alle Kameradinnen und Kameraden beginnen konnte (siehe Einsatzbericht auf der Homepage der Feuerwehr Neustadt).

Da seit der letzten Jahreshauptübung vor zwei Jahren, die Einsatzkräfte sehr viele Einsatzstunden durch den Ausbruch der Pandemie, die Unwetterkatastrophe im Ahrtal und den normalen Einsatzdienst geleistet haben, wollte man dieses Jahr von der klassischen Einsatzübung abweichen und etwas neues wagen. Zusammen mit der Wehrleitung und der technischen Einsatzleitung planten die Organisatoren, angeglichen an die Olympischen Spiele 2021 eine Feuerwehr Olympiade auf dem Gelände der Realschule Plus in der Landwehrstraße.

Auf dem weitläufigen Schulgelände waren zehn Stationen als Parkour aufgebaut, welche von jeder Einheit der Feuerwehr Neustadt durchlaufen werden mussten. An den einzelnen Stationen waren Teamkoordination, Kreativität, Beachtung der Feuerwehrdienst- und Unfallverhütungsvorschriften zu beachten. Nicht zuletzt stand den Teilnehmern auch die vorgegebene Zeit im Nacken. Für jede Station hatten die Teilnehmer zehn Minuten zur Verfügung. Dies alles wurde von den einzelnen Wertungsrichtern beobachtet und bewertet. Unter den Wertungsrichtern war auch eine Delegation der Feuerwehr Mayschoß und der stellv. Brand- und Katastrophenschutzinspekteur der Feuerwehr Speyer Markus Detzner.

Folgende Stationen mussten durchlaufen werden:

Station 1: Aufbau eines Klapptisches auf dem ein Glas mit Wasser stand. Der Tisch durfte nicht direkt mit den Händen angefasst und kein Wasser verschüttet werden.


 

Station 2: Aus einem mit Wasser gefüllten Behälter musste das Wasser zu einem dreißig Meter entfernten Kunststofffass transportiert werden. Es waren alle Mittel außer Pumpen und Schläuche erlaubt.


 

Station 3: Rettung eines Tieres, dargestellt durch ein größeres Stoffschaf, welches aus einem großen Stahlfass schaute. Der Behälter stand in der Mitte eines Kreises, welcher nicht betreten werden durfte.


 

Station 4: Rückwärts einparken eines Feuerwehrfahrzeuges in eine Lücke mit verbauten Schlauchhindernissen. Diese durften nicht von dem Fahrzeug überfahren werden.


 

Station 5: Leiterübung an einer Fensterbank. Hier standen Zahlenwürfel welche abgeräumt und nach Anweisung des Wertungsrichters wieder aufgesetzt werden mussten.


 

Station 6: Personenrettung über den Speyerbach. Die Aufgabe bestand darin, eine verletzte Person dargestellt durch einen Dummy, nach der Erstversorgung über den Speyerbach zum bereitstehenden Rettungswagen zu transportieren. Einige Einheiten bauten hier mit der Steckleiter eine Brücke über den Fluss, andere Teams transportierten die Person über ein Geländer über die in der Nähe befindliche Brücke.


 

Station 7: Erste Hilfe: Versorgung einer gestürzten Person, ebenfalls durch einen Dummy dargestellt und der fachgerechte Abtransport zum Rettungswagen.


 

Station 8: An dieser Station war die Kommunikation über Funk oder Melder gefragt. Auf der einen Seite des Schulhofes stand auf einem Tisch eine zusammengebaute Drehleiter aus Lego. Auf der gegenüberliegenden Seite war die gleiche Drehleiter in Einzelteilen. Es galt jetzt so zu kommunizieren, dass die Drehleiter haargenau so zusammengebaut wird, ohne vorher ein Handyfoto angefertigt und das Fahrzeug angefasst zu haben.


 

Station 9: Löschangriff durch einen Bauzaun. Auf der einen Seite des Zaunes standen die Teilnehmer und mussten das komplette Equipment für einen Löschangriff auf der anderen Seite vom Zaunanfang bis zum Zaunende transportieren, zusammenbauen und wieder zurücktransportieren.

 

Station 10: Wasserentnahme aus offenen Gewässern. Hier war die Vorgabe, Aufbau einer Saugleitung, Wasserförderung aus dem Speyerbach und mit einem aufgebauten Ringmonitor eine Zielklappe umzuschießen.

 

Nach der spannenden und interessanten Feuerwehr Olympiade folgte der zweite Teil der Jahreshauptübung

Im Namen des kurzfristig erkrankten Brand- und Katastrophenschutzinspekteurs (BKI) Stefan Klein eröffnete der stellvertretende BKI Markus Kruppenbacher den zweiten Teil der Veranstaltung. Er begrüßte den obersten Dienstherrn der Neustadter Wehr, Herrn Oberbürgermeister Marc Weigel, den Stadtrat, die Ortsvorsteher und Ortsvorsteherinnen der Weindörfer, politische Vertreter der Landesregierung, die stellvertretenden Brand- und Katastrophenschutzinspekteure der Berufsfeuerwehr Ludwigshafen, der Stadt Speyer, der Stadt Landau, dem Landkreis Bad Dürkheim und alle Vertreter der Neustadter Blaulichtorganisationen. Ein besonderer Willkommensgruß galt einer Abordnung der Feuerwehr Mayschoß unter ihrem Einheitsführer Berthold Ulrich.

Kruppenbacher bedankte sich für die geleistete der Arbeit der Feuerwehrkameradinnen und Kameraden in den zurückliegenden zwei Jahren. Er beschrieb die letzten Jahre als „zwei besondere, ungewöhnliche Jahre, die in die Geschichte der Neustadter Wehr eingehen werden“. In dieser Zeit stellte die Neustadter Feuerwehr nicht nur den üblichen und gewohnten Schutz für die Neustadter Bevölkerung sicher, es kamen auch neue und ungewöhnliche Aufgaben für die Feuerwehr hinzu. Die Corona-Pandemie wurde von der Feuerwehr mit enger Absprache mit der Abschnittsleitung Gesundheit gemeistert. Zusammen wurden Hygienekonzepte erarbeitet. Zur Unterstützung des Ordnungsamtes fuhr die Wehr den Raumschutz in der Stadt und den Ortsteilen. Ebenso errichten die Einsatzkräfte von Deutschen Roten Kreuz, technischem Hilfswerk und Feuerwehr auf dem Gelände des Diakonissen Mutterhaus ein Notkrankenhaus mit kompletter Infrastruktur. Dies musste nach den Rückläufigen Zahlen und Absprache der Abschnittsleitung Gesundheit auch wieder zurückgebaut werden. Auch der Aufbau des Landesimpfzentrum bewältigten die Kameradinnen und Kameraden der Neustadter Blaulichtorganisationen. Die Wehrleitung ist stolz solch eine funktionierende „Truppe“ zu haben. Ein besonderer Dank geht auch an die Polizei, Deutsches Rotes Kreuz, Technisches Hilfswerk, der Bundeswehr, der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft, dem Ordnungsamt und der Abteilung 140 Brand- und Katastrophenschutz der Stadt Neustadt für die sehr gute Zusammenarbeit.

Bis zum jetzigen Zeitpunkt bewältigte die Feuerwehr Neustadt im Jahr 2021 über 350 Einsätze von der Tierrettung über Brände, Verkehrsunfälle, Personenrettungen und die große Überlandhilfe im Ahrtal. Dies leistet die Feuerwehr alles im Ehrenamt, ohne hauptamtliche Kräfte.

Im Jahre 2021 konnten neue Einsatzfahrzeuge und Gerätschaften übergeben werden, worüber wir bereits berichteten, was den Fuhrpark modernisiert und interessant für Nachwuchskräfte macht. Hier lobte der stellvertretende BKI besonders die herausragende Arbeit des Ausschreibungsteams der Feuerwehr, welches sich in enger Absprache mit der Stadtverwaltung um die Neubeschaffung von Feuerwehrfahrzeugen kümmert. Hierdurch konnten der Stadt Neustadt einige Tausend Euro eingespart werden.


 

Im Anschluss begrüßte der Oberbürgermeister Marc Weigel die Gäste der Jahreshauptversammlung und betonte, ebenso wie sein Vorredner, die besonderen Leistungen und Geschehnisse der vergangenen zwei Jahre. Bis heute wurden in diesen zwei Jahren über 863 Einsätze abgearbeitet darunter waren auch schwierige und langwierige Einsätze. Der Feuerwehrdezernent zeigte sich stolz, eine solch „leistungsstarke und flexible“ Wehr zu haben, auf welche sich nicht nur die Neustadter Bevölkerung in allen Notlagen verlassen könne. Als besonderes Highlight der letzten Jahre hob Weigel noch einmal die Martinsbrezeln- und Berliner-Aktionen der Neustadter Blaulichtorganisationen hervor, welche den Kindern in Neustadt in der schweren Pandemiezeit ein unvergessliches Erlebnis beschert hatten.

In seiner Rede ging Marc Weigel darüber hinaus auf die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal ein. Er zeigte sich überwältigt, wie schnell die Neustadter Wehr nach der Besprechung der Vorderpfälzer Brand- und Katastrophenschutzinspekteure am 15. Juli reagiert hatte. Dank der guten Ausstattung und der hohen Hilfsbereitschaft der Einsatzkräfte konnte die Neustadter Wehr bereits am Nachmittag nach der Flutkatastrophe mit über 40 Einsatzkräfte ins Ahrtal aufbrechen. Der Oberbürgermeister rekapitulierte auch die bürokratischen Hürden, welche dazu geführt hatten, dass die Neustadter Wehrleute „nicht warteten, bis sie gerufen wurden, sondern sich in Absprache selbstständig machten“. Gemeinsam mit den Kameraden aus Ludwigshafen, Speyer, Worms und dem Rhein-Pfalz-Kreis waren es dann also die Neustadter, welche am 16. Juli als erste Fremdkräfte im Eifeldorf Mayschoß eintrafen.

Marc Weigel betonte, dass auch die Stadt Neustadt ihre Lehren aus der Katastrophe im Ahrtal ziehen wird und weiter in den Hochwasser- und Katastrophenschutz der Stadt und der Weindörfer investieren wird. Für die letzten beiden Jahre bezifferte der Oberbürgermeister die Ausgaben der Stadt für die Ausstattung und Ausrüstung der Feuerwehr auf circa 1,7 Millionen Euro, davon circa 360.000 Euro an Landeszuschüssen.


 

Der Leiter der Technischen Einsatzleitung, Thomas Nett, ließ die größte Überlandhilfe in der Geschichte der Feuerwehr Neustadt nochmal Revue passieren. Die Neustadter Kräfte waren im 72 Stunden Rhythmus im Einsatz in Mayschoß. Bereits im ersten Konvoi waren auch der Versorgungszug und die Bereitschaft des DRK Neustadt dabei, sodass die Neustadter autark agieren konnten. Das Dorf Mayschoß war komplett von der Außenwelt abgeschlossen und die dortige Löschgruppe auf sich allein gestellt. Eine Zufahrt war nur über einen provisorischen Waldweg möglich. Im Ort angekommen, unterstützten die Neustadter bei der Suche nach Opfern der Flutkatastrophe, pumpten Kellerräume aus, richteten einen Hubschrauberlandeplatz ein und stellten dort den Brandschutz für die landenden und startenden Hubschrauber sicher. Auch den örtlichen Brandschutz stellten die Kameradinnen und Kameraden über Wochen hinweg rund um die Uhr sicher. Die Mannschaft um die leitenden Notärzte und die SEG Neustadt kümmerte sich um die Versorgung der Einwohner und Helfer und stand für Notfälle bereit. Auch für die Hygienische Versorgung der kleinen Eifelgemeinde zeigten sich die Neustadter zuständig: So bauten die Kräfte einen Wasch- und Duschplatz für die 900 Einwohner und Helfer auf. In 24 Tagen, einer Stunde und 58 Sekunden leisteten die Neustadter über 18.000 Einsatzstunden. Weiterhin versorgte Neustadt die Kameraden aus Mayschoß mit neuer Einsatzkleidung aus der Kleiderkammer, sowie analogen Funkmeldeempfängern.

Ein besonderer Dank von Thomas Nett ging an den Oberbürgermeister und Stadtrat für die schnelle Genehmigung der Einsatzmittel. Auch der eigenen Feuerwehrwerkstatt gilt es ein Lob auszusprechen, die ebenfalls ausrückte, um vor Ort in Mayschoß Reparaturen durchzuführen und die zurückkehrenden Einsatzfahrzeuge und Einsatzmittel wieder einsatzklar zu machen.


 

Ein ergreifender Höhepunkt war es, als der Mayschosser Wehrführer Berthold Ulrich das Wort ergriff und sich für die Hochwasserhilfe bedankte. Er schilderte, dass seine, mit einem Tragkraftspritzenfahrzeug ausgestattete, Löschgruppe am Abend des 14. Juli zunächst nach dem Hochwasseralarmplan Schutzmauern an der Ahr errichtet hatte und die örtliche Bevölkerung gewarnt hatte. Die Wehr war nach verschiedenen Überflutungen, zuletzt im Jahr 2016, an Hochwassereinsätze gewohnt und konnte routiniert vorgehen. Doch in der Nacht im Juli war alles anders und das Wasser überflutete das Dorf, nach heutigen Schätzungen, bis zu einem Wasserpegel von 8,09 Metern, fast fünf Meter über normalen Hochwasserständen. Am nächsten Tag waren Teile der Häuser weggespült, sowie die Infrastruktur weggebrochen. Eine Kommunikation nach außen z.B. ins Lagezentrum war nicht mehr möglich. Auf den Dächern befanden sich fast 70 Personen und warteten auf Hilfe. Mit etwas Glück gab es auf einer Anhöhe eine Funkverbindung zum Lagezentrum, so dass Hubschrauber angefordert werden konnten. Mit ihnen konnten 38 Personen von den Dächern geholt werden. 45 Personen holten die Feuerwehr aus dem Katastrophengebiet. Freitags kam dann die ersehnte Hilfe aus dem Südwesten. Die Abordnung bedankte sich bei den Neustadtern mit einem Bildgeschenk und Präsent.

 

Auch der Oberbürgermeister betonte, dass die Stadt Neustadt gemeinsam mit der Feuerwehr noch über eine lange Zeit Hilfe im Ahrtal leisten möchte und diese bereitstellen wird, solange sie gebraucht wird. Als Geschenk gab’s vom Oberbürgermeister noch ein Satz Regenjacken für die Wehr in Mayschoß und auch für die Neustadter Wehr.


 

Mit einem Präsent bedankte sich Weigel bei der Abteilung Gesundheit, die heute ihr zwanzigjähriges Bestehen feiert. Die damaligen Gründungsmitglieder Joachim Moll und Andreas Prekur wirken immer noch mit. Die Leitende Notärztin Annette Schläfer bedankte sich im Namen des Teams. Mit kleinen Schritten fing alles an was zu diesem zusammen gewachsenen Team führte. Ein Lob ging auch an die gute Zusammenarbeit der Blaulichtorganisationen.


 

Eine besondere Verpflichtung nahmen der Oberbürgermeister und der stellvertretende Brand- und Katastrophenschutzinspekteur vor. Wie Kruppenbacher in seiner Ansprache berichtete, nehmen die Einsätze mit dem Stichwort „Tierrettung“ stark zu. Mit der Tierärztin Frau Regina Rühl konnte die Feuerwehr eine Fachberaterin Tiermedizin verpflichten. Frau Rühl wird die Einsatzkräfte zukünftig bei Hilfeleistungen mit Tieren beraten und unterstützen.


 

Zum Abschluss der Veranstaltung folgten die Neuverpflichtungen, Ehrungen, Beförderungen und Verabschiedungen der Neustadter Wehr. 13 Männer und drei Frauen wurden für die Feuerwehr neu verpflichtet. Für 15 Jahre Dienst bei der Feuerwehr wurden 13 Feuerwehrleute, für 25 Jahre acht Feuerwehrleute und für 35 Jahre zwei Wehrleute geehrt. Aufgrund des Erreichens der Altersgrenze wurde Lothar Mohr (Löschzug Süd) nach 46 Jahren aktivem Feuerwehrdienst verabschiedet.


Neueinstellungen Feuerwehranwärterin / -anwärter


Beförderung zur / zum Feuerwehrfrau / -mann


Beförderung zur / zum Oberfeuerwehrfrau / -mann


Beförderung zur / zum Hauptfeuerwehrfrau / -mann


Beförderung zur / zum Löschmeisterin / -meister


Beförderung zur / zum Oberlöschmeisterin / -meister


Beförderung zum Brandmeister (Mitte links) und Hauptlöschmeister (Mitte rechts)



Ehrenzeichen in Bronze für 15 Jahre


Ehrenzeichen in Silber für 25 Jahre


Ehrenzeichen in Gold für 35 Jahre


Entpflichtung


Übergabe eines Präsents der Zugführer der Innenstadt an Ansgar Julier

 

Eine Besonderheit bei den Beförderungen im Rahmen der Jahreshauptversammlung war die Beförderung des Kameraden Wolfram Vogt aus dem Kreisverbindungskommando der Bundeswehr. Er wurde vom Stabsfeldwebel der Reserve zum Oberstabsfeldwebel der Reserve befördert. Das Kreisverbindungskommando ist ebenfalls ein ständiges Mitglied der Technischen Einsatzleitung.

Den Pokal für „die Besten“ bei der Olympiade überreichte der Feuerwehrdezernent Marc Weigel dem Löschzug Lachen-Speyerdorf.